Zu seiner ehrenamtlichen Tätigkeit kam Andreas Anton eher zufällig. Zeit seines Lebens ist er ein begeisterter Tänzer im Tanzsportverein und in seinem Wohnort Breitfurt ein stark nachgefragter Tanzlehrer. Kurzum, Andreas Anton hat gut zu tun. Dass er sich auch noch die Zeit nimmt, im Caritas SeniorenHaus Mandelbachtal einmal wöchentlich mit den Senioren zu tanzen, ist darauf zurückzuführen, dass er mit Leib und Seele Tänzer ist. „Ich tanze für mein Leben gern“, schwärmt der 65-jährige Pensionär. Seit sieben Jahren leitet er ehrenamtlich den Tanz für die Bewohner des Hauses. Das Interesse ist immer sehr groß. Bis zu 30 Senioren aus dem SeniorenHaus treffen sich dann im großen Veranstaltungsraum zum Tanz. Das Team der sozialen Betreuung begleitet das regelmäßige Tanzangebot.
Bevor es losgeht, trinkt Andreas Anton erstmal eine Tasse Kaffee. Die Bewohner strahlen Vorfreude aus und warten gespannt auf die erste Aufforderung. Große Unterstützung bekommt Andreas Anton von seinem Freund und Tanzkollegen Engelbert Schmidt. „Engelbert kam vor zwei Jahren mit dazu, damit jeder einmal zum Tanzen kommt“, erzählt Andreas Anton. Als „Warmmacher“ fungiert das Lied „Wo die Nordseewellen“. Reihum fordern die beiden Tänzer die Senioren zum Tanz auf. Alleine soll hier niemand tanzen. Die Frauen sind in der Regel in der Überzahl. „Es fehlen leider die Männer“, bemerkt eine Seniorin. „Sie haben doch mich“, schmunzelt Andreas Anton. „Wann haben sie schon mal die Gelegenheit einen jungen Mann in den Armen zu halten“.
Musik und Tanz wecken Lebensgeister
„Am Anfang hatte ich richtige Berührungsängste“, erinnert sich der begeisterte Hobbytänzer. „Ich konnte mir nicht vorstellen, wie man mit dementen und gehbehinderten Menschen tanzen kann“. Seine Bedenken waren unbegründet. Zum Tanzen muss man nicht jung und fit sein. Bewegung, Musik und unter Menschen zu sein, das steht für die Senioren im Vordergrund. Schnell hatte er einen Rhythmus gefunden, mit dem die Senioren gut zurechtkamen. Mit kleinen vorsichtigen Schritten, langsamen Walzern, Tango und Polka fingen sie damals an. „Tanzen lebt von den Wiederholungen. Ich kann das nicht, gibt’s nicht!“, erklärt der pensionierte Polizeibeamte. „Alles was man braucht ist Geduld. Es ist wichtig Vorlieben und Interessen der Bewohner herauszufinden!“.
Heute ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Die Freude am Tanzen ist allen anzusehen. Egal welches Lied aus dem Lautsprecher schallt, die Senioren bewegen sich taktvoll zu jeder Musik. Auf der Tanzfläche zeigt Bewohnerin Frau G., dass sie längst nicht zum alten Eisen gehört. „Bewegung ist das A und O“, erklärt sie und verrät, dass sie schon 97 Jahre jung ist. Beim Walzer „Am schönen Rhein“ muss auch Frau H. im Rollstuhl aufs Parkett. Gekonnt und atemberaubend schnell schweben der Tanzlehrer und die gebürtige Koblenzerin über die Tanzfläche. „In meinen Armen ist noch richtig Mumm“, scherzt die 96-jährige. Nach dem Tanz flüstert sie ganz leise zu Andreas Anton „Danke mein Schatz!“ Die Tanzfläche ist immer voll. Beim Tanzen vergessen sie all ihre Wehwehchen. Auch Frau S. ist wieder in Bewegung. „Das ist doch schöner als Gymnastik“, sagt sie. „Und für den Kopf“, ergänzt lachend eine andere Bewohnerin und bestätigt, dass es gar nicht so einfach ist, sich alle Schritte zu merken. Kleine Eifersüchteleien gibt es hier und da auch schon mal. Aber das gehört laut Andreas Anton zum Tanzen dazu. Einmal im Monat verschiebt sich der Tanzvormittag in den Nachmittag und wird mit Kaffee und Kuchen abgerundet. Dann ist auch die Ehefrau von Andreas Anton mit dabei. „Unsere ehrenamtliche Tänzer sind immer da und bringen den Senioren sehr viel Freude mit“, erzählt Michaela Schmelzer von der sozialen Betreuung. „Ob Fasching oder Sommerfest, mit ihrer Unterstützung können wir jederzeit fest rechnen“.
Nach einer Stunde ist es vorbei mit der Konzentration. Tanzen ist eben mehr als nur Beingymnastik. Von Freestyle bis zum Cha Cha Cha war für jeden etwas dabei. Kurz vor Schluss ist beim traditionellen „Fliegerlied“ noch einmal Reaktionsschnelligkeit gefragt. Mit Bravour meistern die Senioren auch diesen Tanz. „Nun wird es Zeit für das Mittagessen“, verabschiedet sich Bewohnerin Frau G. und bedankt sich bei den Männern für diesen schönen Vormittag. Auch Engelbert Schmidt muss sich beeilen. Für den 52-jährigen ruft der Dienst. Schnell ist die portable Musikanlage eingepackt und die Stühle stehen geordnet für die nächste Veranstaltung. „Den Senioren solch eine Freude zu schenken macht mich mehr als zufrieden“, strahlt Andreas Anton. Das Alter schreckt hier schon lange niemanden mehr, denn zum Tanzen ist man nie zu alt. Die vielen Bewohner, die bis ins hohe Alter jede Woche am Tanzkurs teilnehmen, bestätigen dies absolut…
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