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23.05.2013

Besuch des Marionettentheaters in unserem Hause

Herr Grünholz, der Leiter des Marionettentheaters, baute wieder einmal seine große Bühne in unserem Veranstaltungsraum auf. Gespielt wurde dieses Mal das Märchen: „Der Arme und der Reiche“ von den Gebrüdern Grimm.

 

Einige unserer Senioren freuten sich schon den ganzen Vormittag auf das Ereignis und ich wurde mehrfach angesprochen, sie ja nicht zu vergessen.

 

Schnell waren die Tische in unserem Veranstaltungsraum zur Seite gerückt, die Stühle in Reihen aufgestellt und natürlich dazwischen viel Platz für unsere Rollstuhlfahrer gelassen. Den Job des Platzanweisers trat ich dieses Mal an eine Kollegin aus der Tagespflege ab, die sich darum kümmerte, dass auch ja jeder „seinen“ Platz findet.

 

Sollten Sie jetzt bei dem letzten Satz lächeln und sich fragen, wieso denn Platz anweisen, kann ich nur sagen, wir lernen aus Erfahrung. Die liebe Bequemlichkeit wird auch nicht im Rentenalter abgelegt und man setzt sich halt gerne direkt an den Eingang (mit Rollator), damit man schnell wieder in seinen Wohnbereich kommt. Leider werden dann die Anderen  dadurch behindert, keiner kommt mehr durch und das Chaos ist vorprogrammiert. Dann war es endlich soweit. In den Wohnbereichen sammelte ich meine interessierten „Schäfchen“ zusammen und es ging voller Vorfreude nach unten. Als alle ihren Platz gefunden hatten, hieß es: Vorhang auf für die Marionetten.

 

Für diejenigen, die das Märchen vergessen, bzw. noch nicht kennen gelernt haben, eine leicht gekürzte Fassung:

 

Vor alten Zeiten, als der liebe Gott noch selber auf Erden unter den Menschen wandelte, trug es sich zu, dass er eines Abends müde war und ihn die Nacht überfiel, bevor er zu einer Herberge kommen konnte. Nun standen auf dem Weg vor ihm zwei Häuser einander gegenüber, das eine groß und schön, das andere klein und ärmlich anzusehen. Da dachte unser Herr Gott: „Dem Reichen werde ich nicht beschwerlich fallen, bei ihm will ich übernachten.“ Der Reiche, als er an seine Türe klopfen hörte, machte das Fenster auf und fragte den Fremdling was er suche?

 

Der Herr antwortete: „Ich bitte um ein Nachtlager.“  Der Reiche musterte den Wandersmann von Kopf bis Fuß, sah die schlichte Kleidung und schüttelte  mit dem Kopf. Dann sprach er zu dem lieben Gott: „Ich kann euch nicht aufnehmen, ich habe keinen Platz mehr. Sucht euch anderswo ein Auskommen.“ Schlug damit sein Fenster zu und ließ den lieben Gott stehen.

 

Der Arme im Haus gegenüber und dessen Frau nahmen ihn dagegen freundlich auf, aßen mit ihm und bestanden darauf, dass er ihr Bett zum Schlafen nimmt. Morgens gewährt Gott ihnen drei Wünsche, und der Mann wählt Seligkeit, Gesundheit und bekam noch ein schöneres Haus dazu.

 

Als der Reiche das hört, ärgert er sich. Seine Frau ließ ihn dem Wanderer nachreiten und auch drei Wünsche erbitten, was Gott ihm auch gewährte. Doch auf dem Heimweg überlegte der Reiche krampfhaft, wie er sich genug wünschen könnte. Dabei ärgert ihn sein störrischer Esel so sehr, dass er ihn tot wünschte. Weil Ihm der Sattel zu teuer war, als ihn beim toten Esel zu lassen, nahm er ihn auf seinen Rücken um ihn nach Hause zu tragen. Dabei dachte er an seine Frau, wie sie es sich zu Hause gut gehen lässt und verwünschte seine Frau, dass sie doch auf dem Sattel sitzen solle. Kaum ausgesprochen, war der Sattel von seinem Rücken verschwunden.

 

Wie er aber ankommt und die Stubentüre aufmacht, sitzt da seine Frau mittendrin auf dem Sattel und kann nicht herunter, jammert und schreit. Da sprach er: “Gib dich zufrieden, ich will dir alle Reichtümer der Welt herbei wünschen, nur bleib da sitzen“. Sie schalt ihn aber einen Schafskopf und sprach: „Was helfen mir alle Reichtümer der Welt, wenn ich auf dem Sattel sitze; du hast mich darauf gewünscht, du musst mir auch wieder herunter wünschen.“ Er mochte wollen oder nicht, er musste den dritten Wunsch tun, dass sie vom Sattel herunter steigen konnte.

 

Also hatte er nichts von seinen Wünschen als Ärger, Mühe, Scheltworte und ein verlorenen Esel. Die Armen lebten aber vergnügt, still und fromm bis an ihr seliges Ende.

 

Jacob Grimm 1785 - 1863 u. Wilhelm Grimm 1786 – 1859

 

Nach Beendigung der Vorstellung kam Herr Grünholz mit seinen Marionetten vor die Bühne und erzählte noch einiges Wissenswertes über die Figuren.

 

Eine schöne Aufführung ging damit zu Ende und unsere Bewohner und Bewohnerinnen waren sehr zufrieden. Eine Dame erzählte mir dann am darauf folgenden Tag: „An diese schöne Vorstellung werde ich noch die kommenden Tage denken und mich daran freuen“.

 

Renate Blank

 

 

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